Als Reiseresidenz sächsischer Herrscher war die Burg Delitzsch einerseits prunkvoll und ein Ort der Macht, während ihre Nutzung als landesherrliche Ämterverwaltung eine eher pragmatische Nutzung der Räumlichkeiten nahelegt. Der Turm der mittelalterlichen Wasserburg, die Wilhelm I. von Meißen zwischen 1389 und 1391 errichten ließ, ist bis heute erhalten. Knapp 200 Jahre später, um das Jahr 1535 herum, wurde das Schloss im Stil der Renaissance umgebaut. Im 30-jährigen Krieg wurde es zwar noch als Amtssitz genutzt, verwahrloste aber dennoch teilweise.
Die Folgen der sächsischen Landesteilung
1657 fiel Delitzsch an das Fürstentum Sachsen-Merseburg, dessen Herzog Christian I. das Barockschloss zur Reiseresidenz sowie zum Witwensitz machte. Hierfür begannen 1689 umfangreiche Baumaßnahmen, nach deren Beendigung ein Barockschloss nach französischem Vorbild entstand. Seine geschmackvolle Innenausstattung beeindruckt noch heute. Eher pragmatisch war hingegen die Nutzung des Schlosses als Finanz- und Rentamt sowie als Frauengefängnis ab 1860, nachdem die sächsische Nebenlinie 1738 erloschen war. Nachdem die Stadt Delitzsch das Schloss Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte, zog das Museum ein.
Intrige am Hof
Doch die Burg Delitzsch war nicht nur die beliebte Reiseresidenz sächsischer Fürsten, sondern auch Tatort einer filmreifen Intrige, bei der die illegitime Tochter von Herzogin Henriette Charlotte von Sachsen-Merseburg nach ihrer Geburt vom Hof entfernt wurde und wenig später starb. Heute wird vermutet, dass sie vergiftet wurde.